Fit für Finanzen - Grundlagen der Börse - Lektion 9

Das Portfolio – breit aufstellen kann die halbe Miete sein

„Seit Menschengedenken ist es unter Kaufleuten üblich, einen Geldbetrag an andere Personen abzugeben, um von ihnen eine Versicherung für seine Waren, Schiffe und andere Sachen zu bekommen. Demzufolge bedeutet der Untergang eines Schiffes nicht den Ruin eines einzelnen, denn der Schaden wird von vielen leichter getragen als von einigen wenigen.“

Harry M. Markowitz

Wer sich breit aufstellt, schafft sich ein stabileres Fundament. Die Börse spricht von der klugen Portfolio-Struktur. Auf dieser Seite erfahren Sie, wie Sie Ihr Risiko mit einem klug ausgewählten Portfolio so klein wie möglich und Ihren Erfolg so groß wie möglich gestalten können.


„Alles auf eine Karte“ – eine Weisheit fürs Spielkasino

Wenn Sie erst einmal zwei Spargroschen zusammen haben, sollten Sie sie in zwei verschiedene Hosentaschen stecken. Aber nicht in der gleichen Hose.

Portfolio-Strukturierung besagt, dass Sie eine Streuung Ihrer Investments vornehmen sollten, um Ihr Risiko zu minimieren, falls bei einer Investmententscheidung etwas schief gehen sollte.

Ein extremes Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie haben all Ihre liquiden Mittel am Aktienmarkt angelegt. Viele Menschen haben das während einer lang anhaltenden Hausse getan. Dann stellen Sie sich vor, dass durch ungünstige Umstände die Grundpfeiler des Aktienmarktes erschüttert würden. Ein leider bekanntes Szenario: Millionen von Anlegern sind plötzlich der Ansicht, dass Technologiewerte maßlos überteuert sind, verglichen mit dem, was sie den Aktionären einbringen. Deshalb verkaufen alle, nur wenige kaufen. Je nachdem, wie Ihr Aktienportfolio aussieht und in welchem Ausmaß es betroffen ist, können sie erhebliche Verluste erleiden, da die Werte der Aktien auf einen Schlag sinken.


Was ist ihr Ziel?

Fragen Sie sich: Was will ich in welchem Zeitraum erreichen und wie risikobereit bin ich? Von diesen Fragen hängt im Wesentlichen ab, wie Sie Ihr Portfolio zusammenstellen. Eine gut durchdachte Entscheidung kann hohe Erträge bei einem für den Einzelnen tragbaren Risiko einbringen. So gelingt es Ihnen am ehesten, realistische finanzielle Ziele zu verwirklichen – ohne schlaflose Nächte zu haben.

Die Mischung macht’s

Legen Sie Ihr Geld zum Beispiel in Aktien aus verschiedenen Branchen und auch in festverzinslichen Wertpapieren an. Kurzfristig sind Aktien größeren Schwankungen unterworfen als andere Investments. Anleger mit einer geringeren Risikobereitschaft sollten daher weniger Geld in Aktien investieren als risikofreudigere Menschen und sich stärker in festverzinslichen Papieren oder Geldmarktfonds engagieren.

Doch statt bei Ihrer Anlagestrukturierung ausschließlich über Risiken nachzudenken, ist es produktiver, sich über Ihre Toleranz in Bezug auf Kursschwankungen klar zu werden. Prinzipiell gibt es keine Investments mit hundertprozentiger Erfolgsgarantie. Deshalb ist es schlicht und einfach wichtig, auf mehrere Pferde zu setzen, für den Fall, dass eines von ihnen lahmt.


5 Tipps für ein erfolgreiches Portfolio

1

Planen Sie langfristig.

Je langfristiger Ihr Anlagehorizont ist, desto höher kann der Anteil Ihres Vermögens sein, den Sie am Aktienmarkt investieren

.

2

Entwickeln Sie eine Strategie.

Anleger ohne strategisches Ziel sind bei Kursschwankungen anfälliger für Panikverkäufe bzw. kaufen häufig erst, wenn die Preise bereits stark gestiegen sind.

3

Die Portfolio-Strukturierung ist der Schlüssel zum Ziel.

Die Strukturierung Ihres Portfolio ist ein wesentlicher Faktor dafür, wie sich Ihre Investments entwickeln. Generell empfiehlt es sich, in verschiedene Anlageklassen und Branchen zu investieren und nur Risikoklassen ins Portfolio aufzunehmen, die Ihrer persönlichen Risikofreude, dem gewünschten Anlagehorizont und Ihrem Hintergrundwissen zu Marktgesetzen und -entwicklungen entsprechen.

4

Lernen Sie Ihre Aktien- und Rentenfonds kennen.

Vor der Erstellung Ihres Anlageplanes sollten Sie etwas über die Unternehmen herausfinden, in die der Fonds investiert ist.

5

Fangen Sie einfach an.

Falls Sie schon Wertpapiere besitzen: Es ist nie zu spät, einen Anlageplan zu erstellen oder einen bestehenden neu zu überdenken.


Mit steigendem Alter sinkt oft die Risikobereitschaft

portofolio

Beispiele für die Altersvorsorge – eine Frage der Risikobereitschaft

Hohe Risikobereitschaft

Ein Anleger, der sich in 15 Jahren zur Ruhe setzen will und eine hohe Risikobereitschaft hat, steckt vielleicht den überwiegenden Teil seines Geldes in Aktien, den anderen festverzinsliche Papiere und einen geringen Anteil seines hierfür verfügbaren Kapitals in Geldmarktfonds.

Jemand, der sich in 25 Jahren zur Ruhe setzen, wird für sein Kapital vielleicht einen höheren Aktienanteil wählen.
Und Menschen, die kurz vor der Rente stehen und die Risiken nicht scheuen, legen vielleicht ihr ganzes Geld in Aktien an. Dabei sind Standardwerte (sogenannte Blue Chips) mittelfristig zuverlässiger als sogenannte Smallcaps, also Nebenwerte.

Mittlere Risikobereitschaft

Wer sich in 15 Jahren zur Ruhe setzen will, aber nur ein mittleres Risiko eingehen möchte, wird vielleicht die Hälfte in Aktien anlegen und etwas weniger in festverzinslichen Wertpapieren. Für Menschen mit der gleichen Einstellung, die aber noch 10 Jahre jünger sind, könnte der Aktienanteil viel höher liegen.

Diejenigen, die schon in 5 Jahren in Rente gehen wollen, haben die schwierige Aufgabe, Ihre Anlagen so zu strukturieren, dass sie eine möglichst gute Rendite bei kalkulierbarem Risiko erzielen.

Anleger mit mittlerer Risikobereitschaft könnten etwas weniger als die Hälfte in festverzinsliche Papiere, vor allem mittelfristige, einen kleinen Teil in Geldmarktfonds und das restliche Kapital in Aktien anlegen. Das sollten dann hauptsächlich Blue Chips sein.

Beispiele für die Ausbildungsförderung der Kinder

Investieren Sie, um das Studium Ihrer Kinder zu finanzieren, sollten Sie vielleicht etwas mehr in Aktien anlegen. Dafür ist ein separater Anlageplan sinnvoll. Menschen mit einer hohen Risikobereitschaft legen vielleicht den überwiegenden Teil ihres einzusetzenden Kapitals in Aktien an. Menschen, die mehr Wert auf die Sicherheit ihrer Anlage legen, stecken vielleicht einen geringeren Anteil oder sogar noch weniger in Aktien.

Wie sieht Ihr Depot momentan aus?

Falls Sie schon ein Depot haben: Verschaffen Sie sich einen klaren Überblick darüber, welche Werte es enthält. Wenn Sie hauptsächlich in Aktienfonds investiert haben, schauen Sie sich die Zusammensetzung eines jeden Fonds an, und Sie werden nicht nur wissen, woraus der Fonds angeblich besteht, sondern in welchen Unternehmen er tatsächlich investiert ist. Einige Fonds werden z. B. als Smallcap-Fonds bezeichnet. Wenn die Performance von Smallcaps allerdings für die Fondsmanager wenig vielversprechend ist, greifen diese vielleicht auf Blue Chips zurück, um ihre Renditen in die Höhe zu treiben.

Trauen Sie sich zu hinterfragen

Glauben Sie es nicht unbedingt, wenn die Fondsgesellschaft Ihnen sagt, Ihr kurzfristiger Rentenfonds bestehe nur aus kurzfristigen Werten. Finden Sie heraus, was nach Meinung der Fondsgesellschaft kurz-, mittel- und langfristige Papiere sind, und in welche Anleihen Sie tatsächlich investieren. Ebenso wichtig: Kauft die Gesellschaft nur Wertpapiere, die hohe oder höchste Bonitäten aufweisen? Oder spekuliert sie mit weitaus riskanteren Strategien?
Außerdem sollten Sie wissen, wie die Anteile der Aktien Ihres Fonds auf die einzelnen Branchen verteilt sind. Besteht Ihr Fonds größtenteils aus Technologiewerten, ist das in Ordnung, solange nicht zu viel Ihres Kapitals in diesem Fonds steckt. Möglicherweise ist es für Sie besser, ausreichend in Aktien aus traditionelleren Branchen zu investieren.

Das Portfolio nach dem Leiterbeispiel

Stellen Sie sich ein eine Art "Leiter"-Portfolio zusammen. Jede Sprosse Ihrer Leiter besteht aus Anleihen unterschiedlicher Laufzeit, von einem Jahr bis zu 10 Jahren. Ist die einjährige Anleihe fällig, stecken Sie das Geld in eine neue Anleihe mit 10-jähriger Laufzeit. Auf diese Weise erhalten Sie immer mehr Geld, das Sie jedes Jahr neu investieren können. Und Sie sind in gewissem Umfang vor den Auswirkungen von Zinssatzänderungen geschützt, da Sie über verschiedene Renditequellen verfügen.

Erfahren Sie in Lektion 10 alles Wichtige über Risiken.