Fit für Finanzen - Grundlagen der Börse - Lektion 14
Schnäppchen an der Börse – so beurteilen Sie Wertpapiere
„Ein Schnäppchen mit Aktien verhält sich zur Geldanlage wie ein Stück Sahnetorte zur gesunden Ernährung.“
Gottfried Heller
Wie analysieren Anleger Aktien, um zu bestimmen, ob sie ein gutes oder schlechtes Investment sind? Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über einige der verbreitetsten Methoden.
Oberflächlich gesehen gibt es zwei Wege für eine Aktienanalyse: Sie können sich die Kursentwicklung eines Unternehmen ansehen (technische Analyse) oder auch seine Bilanzen und Auftragslage, sowie die Planung des Unternehmens für die Zukunft (fundamentale Analyse).
Der Anleger, der sich für die Kursdaten interessiert, wird vielleicht die Performance einiger Aktien während des vergangenen Jahres vergleichen. So findet er dann evtl. Aktien, die aus ihrem üblichen Rahmen auszubrechen schienen. Er kauft diese Aktien, um so die Dynamik des Marktes zu nutzen. Eine andere Möglichkeit wäre, ein Computermodell des Gesamtmarktes zu erstellen. So findet der Anleger etwas über die Beziehungen zu anderen Wirtschaftsfaktoren wie z. B. die Auslastung der industriellen Kapazität, Währungswerte oder Zinssätze heraus. Das Modell würde dann "Kaufen"- oder "Verkaufen"-Signale für den Gesamtmarkt oder einzelne Aktiengruppen geben.
Diese Kursdaten-Analyse kann sehr nützlich sein. Vor allem für die Entscheidung, wann Sie Aktien kaufen oder verkaufen sollten.
Die Analyse der fundamentalen Unternehmenszahlen ist hingegen ein sehr gutes Hilfsmittel bei der Entscheidung, was Sie kaufen oder verkaufen sollten. Hier ist das Ziel, sich die Kursdaten eines Unternehmens auf der einen Seite und seine Bilanz, Ertragslage und Aussichten auf der anderen Seite anzusehen und zu vergleichen. So können Sie die Aktien erkennen, die vom Markt unverhältnismäßig unterbewertet oder überbewertet werden.
Der Kurs einer Aktie, dividiert durch seinen Ertrag je Anteil, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Je höher das KGV, desto höher auch die Erwartung, dass der Ertrag weiter schnell wachsen wird. In der Vergangenheit achteten die Anleger immer auf das KGV auf der Grundlage der Erträge der vergangenen zwölf Monate. Heutzutage führen Anleger jedoch meist das KGV auf Grundlage der Voraussagen der Analysten für die Erträge der nächsten zwölf Monate an. Der Grund für diese Änderung ist der, dass eine Voraussage über das KGV besser den zukünftigen Wert einer Aktie widerspiegeln kann. Und genau darauf zielt schließlich Ihr Aktien-Investment ab. Aber Vorsicht: Analysten neigen manchmal dazu, eher etwas zu großzügig bei solchen Prognosen zu sein, außerdem neigen die Märkte auch manchmal zu Übertreibungen in die eine wie in die andere Richtung.
Die Einkünfte dividiert durch Erträge ergeben die Gewinnspanne. Für eine Software-Firma sind 25 % eine gute Spanne. Für eine Einzelhandelskette sind schon 2 % hervorragend. Wenn Sie also die Gewinnspanne eines Unternehmens beurteilen wollen, stellen Sie sicher, dass Sie die Zahlen mit anderen Unternehmen der gleichen Branche vergleichen.
Die Schulden eines Unternehmens (das Fremdkapital), dividiert durch das Eigenkapital stellen das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital. Dieses Verhältnis wird oft als Maß für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens herangezogen: Je höher es ist, desto empfindlicher sind die Einkünfte des Unternehmens gegenüber Veränderungen in der Branche und Konjunkturschwankungen.
Die Kapitalrendite ist das Nettoeinkommen dividiert durch den aktuellen Börsenwert. Anhand dieser Kennzahl können Sie die Einkünfte eines Unternehmens mit denen der Konkurrenz vergleichen. Außerdem können Sie daran die Performance der Vergangenheit ablesen. Eine steigende Kapitalrendite kann ein gutes Zeichen sein. Eine fallende Kapitalrendite ist dagegen oft als Warnung anzusehen.
Das Verhältnis errechnet sich durch das Dividieren des Aktienkurses durch ihren sogenannten Bilanzkurs. Der Bilanzkurs wird errechnet, indem der Wert sämtlicher Besitztümer des Unternehmens abzüglich Darlehensschulden und anderer Verbindlichkeiten ermittelt wird. Das Verhältnis Kurs/Bilanzkurs vergleicht den Kurs, den die Anleger dem Unternehmen zu zahlen bereit wären, mit dem Wert, den sie zumindest theoretisch erhielten, würde das Unternehmen komplett verkauft. Ein Dienstleister mit nur wenig Sachvermögen hat gewöhnlich ein höheres Verhältnis Kurs/Bilanzkurs. Ein Kraftfahrzeughersteller besitzt dagegen vermutlich viele teure Anlagen und Ausrüstungsgegenstände. Sein Verhältnis Kurs/Bilanzkurs ist niedrig. Wie bei allen Verhältnissen sollten Sie sich auch dieses immer innerhalb der Branche und in Zusammenhang mit der Unternehmensgeschichte ansehen.
Das Verhältnis KGV/Wachstumsrate wird errechnet, indem das KGV, basierend auf voraussichtlichen künftigen Erträgen, durch die Wachstumsprognose dividiert wird. Aktien mit einem Verhältnis KGV/Wachstum von unter 1 (d. h. die voraussichtliche Wachstumsrate ist nicht vollständig im aktuellen Aktienkurs berücksichtigt) werden im Allgemeinen als preisgünstig bezeichnet. Ein Verhältnis KGV/Wachstum von 1,5 oder darüber deutet darauf hin, dass diese Aktie evtl. überteuert ist. Denken Sie aber immer daran, dass dieser Faktor in höchstem Maße auf einer Spekulation beruht. Niemand kann wirklich die Zukunft voraussagen.
Aufgrund der Verbreitung von Finanzdaten im Internet kann sich der Otto-Normal-Anleger über diese Kennzahlen, die noch vor 10 Jahren nur Anlageprofis zur Verfügung gestanden hätten, heutzutage sehr schnell informieren. Sie haben die Möglichkeit nach diesen Faktoren ein Unternehmen zu bewerten oder über die Vorgabe von Faktoren gezielt nach Unternehmen zu suchen, die Ihre Kriterien erfüllen. Zusammen mit den letzten Nachrichten über ein Unternehmen können Ihnen die Zahlen einen groben Eindruck darüber vermitteln, ob der Kurs einer Aktie, verglichen mit ähnlichen Aktien, niedrig, vernünftig oder überteuert ist.
Erfahren Sie in Lektion 15, wie Sie Wertpapiere kaufen können.
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