PERSPEKTIVEN am Morgen

von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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 Dr. Ulrich Stephan

19. April 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

italienische und spanische Aktien reihen sich in diesem Jahr unter die Top-Performer, die Ölpreise geraten spürbar unter Druck, und europäische Kabelproduzenten befinden sich in guter Auftragslage.


Aktien: Italien und Spanien an der Spitze

Der italienische und der spanische Aktienmarkt gehören dieses Jahr zu den Top-Performern. Mit einer Wertentwicklung von elf beziehungsweise sieben Prozent haben beide den breiten europäischen Markt – der fünf Prozent zugelegt hat – hinter sich gelassen.

Grund ist unter anderem, dass Banken in den Leitindizes FTSE MIB und IBEX 35 im Vergleich zum europäischen Markt etwa 20 Prozentpunkte höher gewichtet sind. Banken haben in den vergangenen Jahren positive Gewinnrevisionen verzeichnet, sind mit mittleren einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnissen aber nach wie vor günstig bewertet. In Summe handeln italienische und spanische Aktien bei Bewertungsabschlägen von 30 und 20 Prozent. Des Weiteren profitieren die beiden Länder von einem robusteren Wirtschaftswachstum und von den Mitteln des europäischen Wiederaufbaufonds, von denen aber über 75 Prozent nicht ausgegeben wurden. Zudem warten die Märkte mit einer erwarteten Dividendenrendite von etwa fünf Prozent auf, die um eine zweiprozentige Aktienrückkaufrendite ergänzt werden dürfte.


Ölpreise geben nach

Die Ölpreise gerieten am Mittwoch spürbar unter Druck. US-Öl der Sorte WTI und die Nordseesorte Brent verloren rund drei Prozent. Der Auslöser: Die Erdöllagerbestände in den USA stiegen die vierte Woche in Folge und erreichten ein Neun-Monats-Hoch. Viel Abwärtspotenzial dürften die Ölpreise jedoch nicht besitzen. Die USA haben Venezuela angedroht, die sechs Monate ausgesetzten Sanktionen auf Ölexporte zeitnah wieder aufzunehmen, sofern den Oppositionsparteien keine fairen Bedingungen gewährt werden. Zudem stehen neue Sanktionen auf iranisches Öl Ende der Woche zur Abstimmung im US-Kongress an. Dass die Preise für US-Benzin an den Terminbörsen seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent gestiegen sind und Benzinpreise einen hohen Anteil bei der Berechnung der US-Inflationsrate haben, dürfte die US-Regierung davon abhalten, das Angebot durch Sanktionen zu stark einzuschränken. Da gleichzeitig jedoch weiterhin eine Risikoprämie aufgrund der Lage im Nahen Osten eingepreist bleiben dürfte, könnten die Ölpreise kurzfristig seitwärts handeln.


Gute Auftragslage bei Kabelproduzenten

Aktien europäischer Produzenten von Strom- und Telekommunikationskabeln haben sich zuletzt gut entwickelt. Ein Grund ist die gute Auftragslage der Unternehmen. Der angestaute Orderbestand (der „Order Backlog“) hat sich seit 2022 auf insgesamt 35 Milliarden Euro verdoppelt. Der jeweilige Bestand entspricht dem Sieben- bis Neunfachen der jährlichen Konzernumsätze. Dies sollte dafür sorgen, dass das Gewinnwachstum der Unternehmen in absehbarer Zeit höher ausfallen dürfte als im Durchschnitt des europäischen Industrie-Sektors. Experten schätzen es für die kommenden drei Jahre auf 10 bis 25 Prozent pro Jahr. Entsprechend sind Kabelaktien für langfristige Anleger aus meiner Sicht weiter interessant. Ihre Bewertungen sind im historischen Vergleich nicht gerade günstig, erscheinen mir jedoch angemessen.


Politische Unsicherheit bremst Südafrikas Finanzmärkte

Der Leitindex der Börse in Johannesburg gab am Dienstag mehr als zwei Prozent nach, so auch südafrikanische Staatsanleihen und der Südafrikanische Rand. Die Abwärtsbewegung verstärkte sich kurzfristig, Kapitalabflüsse verzeichnet der Markt aber bereits seit Jahresbeginn. Ende März hielten ausländische Anleger nur noch 24,6 Prozent aller ausstehenden südafrikanischen Anleihen – so wenig wie noch nie. Primär dafür verantwortlich: politische Unsicherheiten vor der Parlamentswahl am 29. Mai. Nachdem der ehemalige Präsident Jacob Zuma als Spitzenkandidat der neu gegründeten Partei „uMkhonto we Sizwe“ (auch „MK“) bestätigt wurde, erscheint ein Verlust der absoluten Mehrheit der regierenden Partei „African National Congress“ (ANC) nahezu unausweichlich. In aktuellen Umfragen werden der MK 13 Prozent der Wählerstimmen zugeschrieben und dem ANC ein Rückgang auf höchstens 40 Prozent. Dies könnte die Reformbemühungen des ANC, die allmählich erste Früchte tragen, gefährden, sofern der ANC nicht eine Koalition mit der oppositionellen Partei „Democratic Alliance“ (DA) einginge. Die Unsicherheit bis zu einer neuen Regierungsbildung dürfte kurzfristig anhaltenden Gegenwind für die Börsen in Südafrika mit sich bringen.


Ist die Aktien-Hausse vorbei?

Marktteilnehmer passen ihre Zinserwartungen an, die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu, die Berichtssaison startet – und Aktien geben nach. Die aktuelle Lage an den Finanzmärkten ordne ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer ein.


Was diese Woche wichtig wird

Im Laufe der Woche, Berichtssaison

  • Europa | 21 STOXX-600-Unternehmen legen Zahlen zum abgelaufenen Quartal vor, unter anderem ABB, Nokia, ASML und Volvo.
  • USA | 41 S&P-500-Unternehmen berichten, darunter auch Procter & Gamble, Schlumberger, Netflix, Intuitive Surgical, Blackstone Group, Morgan Stanley, Prologis, Johnson & Johnson, UnitedHealth, Bank of America und Goldman Sachs Group.
  • Asien | Aus Indien melden sich HDFC Bank und Infosys Technologies, aus Taiwan TSMC.


            Zahl des Tages: 100

            Künftige Mondmissionen werfen ihre Schatten voraus. Und das ist beinahe wörtlich zu nehmen, wenn man sich ein von der US-Forschungsbehörde DARPA unterstütztes Projekt ansieht. Als Teil einer umfassenden Mondinfrastruktur könnten in einigen Jahren sogenannte Lunarsaber auf unserem Trabanten entstehen. Diese „Mondschwerter“ sind multifunktionale Leuchttürme, die über 100 Meter hoch in den Himmel ragen sollen. Die solarbetriebenen Bauten könnten nicht nur die Mondnacht erhellen, sondern zum Beispiel auch zur Energiespeicherung, Positionsbestimmung und Kommunikation genutzt werden. Über die Standorte wird noch diskutiert; denkbar wären erhöhte Kraterränder, damit die Türme möglichst viel Sonnenenergie tanken können. 

            Bringen Sie heute Licht ins Dunkel. 

            Herzlichst

            Ihr Ulrich Stephan

            Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden


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