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15. Mai 2025
Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss steigt auf ein Rekordhoch, Künstliche Intelligenz prägt zunehmend Produktivität sowie Wirtschaftswachstum, und Indien erwägt eine Reaktion auf die US-Zölle.
Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss stieg im März 2025 auf ein Rekordhoch von 34,1 Milliarden Euro, verglichen mit 29,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Haupttreiber war ein höherer Überschuss bei den Primäreinkommen (19,9 Milliarden Euro nach 15,7 Milliarden Euro), vor allem aufgrund höherer Vermögenseinkommen aus dem Ausland, besonders aus Wertpapieranlagen. Gleichzeitig ist das Defizit bei den Dienstleistungen geringer ausgefallen (3,0 Milliarden Euro nach 3,3 Milliarden Euro). Der Warenüberschuss sank leicht auf 22,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 23,5 Milliarden Euro), da die Importe mit 4,3 Prozent stärker stiegen als die Exporte mit 2,5 Prozent. Das Defizit bei den Sekundäreinkommen – also Überweisungen ins Ausland ohne Gegenleistung wie beispielsweise von Arbeitnehmern an Familien oder Zahlungen an internationale Organisationen – verringerte sich auf 5,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,4 Milliarden Euro). Im gesamten ersten Quartal 2025 sank der Leistungsbilanzüberschuss jedoch auf 75,3 Milliarden Euro nach 82,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Deutschland könnte mit höheren Investitionen im Inland in den kommenden Jahren – wie zuletzt nach der Wiedervereinigung – in ein Leistungsbilanzdefizit laufen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine zunehmend interessante Quelle für Produktivität und Wirtschaftswachstum, die auch Beschäftigung und Investitionen verändert. Laut einer neuen Analyse des IWF kann KI das jährliche globale Wirtschaftswachstum steigern. Die Schätzungen für das Potenzialwachstum liegen zwischen 0,8 und 1,3 Prozent pro Jahr. Allerdings benötigt KI immer mehr Strom für die Rechenzentren, was erhebliche Auswirkungen auf die weltweite Stromnachfrage hat. 2023 verbrauchten Rechenzentren weltweit bis zu 500 Terawattstunden Strom – dies könnte sich bis 2030 auf 1.500 Terawattstunden verdreifachen. Der Stromverbrauch von Rechenzentren könnte dann dem von Indien entsprechen. Besonders in den USA wächst der Energieverbrauch von Rechenzentren schnell. Die steigende Stromnachfrage könnte die Preise treiben und die Emissionen um 1,7 Gigatonnen bis 2030 steigern. Effiziente, offene KI-Modelle wie DeepSeek dürften hingegen die Stromkosten senken, aber auch die Nutzung erhöhen. Eine unsichere Stromnachfrage könnte Investitionen verzögern und die Preise weiter anziehen lassen. Politik und Wirtschaft müssen zusammenarbeiten, um die Potenziale der KI zu nutzen und gleichzeitig die Kosten zu minimieren. In jedem Fall bleiben der Sektor und seine Zulieferer unter dynamischer Entwicklung.
Die Stimmung unter US-Kleinunternehmen verschlechtert sich weiter – das bestätigte der NFIB-Index, der im April zum zweiten Mal in Folge um 1,6 auf 95,8 Punkte sank.
Unsicherheiten dominieren und beeinflussen alle Entscheidungen – von Einstellungsplänen bis zu Investitionen. Kleinunternehmen verfügen meist über geringere finanzielle Rücklagen, sind stark vom US-Binnenmarkt abhängig und haben nur begrenzte Möglichkeiten, gestiegene Kosten an Kunden weiterzugeben. In diesem Umfeld erscheinen US-Standardwerte robuster.
Indien denkt darüber nach, als Reaktion auf die verhängten US-Zölle auf indischen Stahl und Aluminium Einfuhrzölle auf einige zusätzliche US-Produkte zu erheben – das geht aus einer bei der Welthandelsorganisation (WTO) hinterlegten Erklärung hervor. Bereits während der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump wurden solche Gegenmaßnahmen diskutiert. Indien beklagte bei der WTO, dass die US-Importzölle Exporte im Wert von 7,6 Milliarden US-Dollar aus Indien betreffen. Alternativ hat Indien im Rahmen der derzeit laufenden Verhandlungen mit den USA vorgeschlagen, die gegenseitigen Zölle um rund zwei Drittel zu senken. Blickt man auf indische Aktien, legten Nifty 50 und Sensex seit dem „Liberation Day“ in einem schwankungsreichen Umfeld um jeweils mehr als vier Prozent zu.
Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22,5 für die erwarteten Gewinne 2025, sind indische Aktien bereits relativ teuer. Eine potenzielle Handelsvereinbarung mit den USA sollte dennoch weiteren Rückenwind liefern.
Der DAX markiert zum Wochenstart ein Allzeithoch. Auslöser waren die Abkommen der USA mit Großbritannien sowie die Zollpause USA–China. Ausgestanden ist die Krise damit aber noch nicht: Die Schwankungen an den Märkten dürften vorerst anhalten. Wie Anleger nun investieren können, analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Die Tiefsee, also der Teil der Ozeane, der 200 Meter und tiefer unter dem Meeresspiegel liegt, macht mehr als 60 Prozent der Erdfläche aus. Und doch wissen wir erstaunlich wenig über sie – wie wenig, hat ein US-amerikanisches Team um die Meeresforscherin Katy Croff Bell berechnet. Die Forscher sammelten Daten aus rund 44.000 Tauchgängen seit 1958 und stellten fest: Weniger als 0,001 Prozent des Tiefseebodens weltweit wurden bislang durch direkte Beobachtungen von Menschen erfasst. Das entspricht ungefähr der Fläche des Saarlands. Angesichts verstärkter Bemühungen, Rohstoffe vom Meeresboden zu fördern, sollten wir die Tiefsee deutlich besser kennen, so die Wissenschaftler, um informierte Entscheidungen über den Abbau und den Schutz der Ökosysteme zu treffen.
Ich wünsche Ihnen einen gut informierten Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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