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29. September 2023
die Inflationsrate in Deutschland geht wie erwartet zurück, in den USA droht ein Shutdown, und die Anzeichen einer sich wiederbelebenden wirtschaftlichen Erholung in China verdichten sich.
Die Verbraucherpreise in Deutschland waren im September 4,5 Prozent höher als im Vorjahr – im August waren es noch 6,1 Prozent.
Der spürbare Rückgang war erwartet worden, da von Juni bis August 2022 das Neun-Euro-Ticket und der Tankrabatt die Preise künstlich niedrig gehalten hatten. Dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen mittags mit 2,94 Prozent auf das höchste Niveau seit 2011 kletterte, dürfte daher eher auf den Renditeanstieg in den USA am Vortag zurückzuführen sein. Die weiterhin zu hohen Inflationsraten sind mitverantwortlich dafür, dass die deutsche Wirtschaft laut führenden Wirtschaftsinstituten 2023 um 0,6 Prozent schrumpfen wird. Für 2024 erwarten sie jedoch ein Wachstum von 1,3 Prozent. In Spanien hingegen stieg die Inflationsrate spürbar an – auch hier aufgrund eines Basiseffekts: Spanien hebt den Preisdeckel bei Nahverkehr, Strom und Mieten nun sukzessive auf. Die Daten für die Eurozone insgesamt werden heute veröffentlicht. Analysten prognostizieren einen moderaten Rückgang der Inflationsrate. Der Euro fiel fast auf einen Jahres-Tiefstkurs zum US-Dollar, konnte sich aber im Tagesverlauf etwas erholen.
In Washington bahnt sich für Sonntag die vorübergehende Schließung von US-Bundesbehörden an (also ein sogenannter „Shutdown“). Bisher haben sich die politischen Entscheidungsträger nicht auf einen von beiden Kammern des US-Kongresses getragenen Gesetzesentwurf für das am 1. Oktober beginnende Haushaltsjahr 2024 geeinigt. Auch die rechtzeitige Verabschiedung eines Überbrückungsgesetzes – das den Verhandlungsführern mehr Zeit geben würde – scheint derzeit nicht in Sicht. Republikanische Hardliner im Repräsentantenhaus lehnen den im Mai mit den Demokraten ausgehandelten Haushaltsentwurf ab und fordern weitere Milliardenkürzungen. In den vergangenen zehn Jahren kam es bis dato zu drei teilweisen Shutdowns: Der längste im Jahr 2019 dauerte 34 Tage und hatte überschaubare Folgen für Wirtschaft und Kapitalmärkte. Während Aktien des Gesundheitswesens sowie staatlicher Auftragnehmer sensibler reagieren könnten, erscheinen anhaltend signifikante Reaktionen des breiten US-Markts wenig wahrscheinlich. Faktoren wie Unternehmensgewinne, Kapitalmarktzinsen und Wachstum dürften marktbestimmend bleiben. Allerdings könnte sich eine risikoaverse Anlegerstimmung verstärken, je länger und polarisierter sich das politische Tauziehen gestaltet.
Öl ist so teuer wie seit rund einem Jahr nicht mehr: Der Preis der US-Sorte WTI stieg auf über 95, der der Nordseesorte Brent auf über 97 US-Dollar je Barrel. Auslöser für den Preissprung war der seit sieben Wochen anhaltende Rückgang der Lagerbestände in der für die USA zentralen Lagerstelle in Cushing, Oklahoma. Diese fielen auf knapp 22 Millionen Barrel. Das ist niedrigste Niveau seit Juli 2022 und liegt deutlich unter den Lagerbeständen, die in den vergangenen Jahren jeweils für Ende September aus Cushing gemeldet wurden. Die niedrigen Bestände könnten eine ausreichende Ölversorgung der USA gefährden, falls die Hurrikansaison im Golf von Mexiko für Produktionsunterbrechungen oder ein sehr kalter Winter für starke Nachfrage sorgen würde. Aufgrund der rekordhohen Produktionskosten erwarten 84 Prozent der Fracking-Unternehmen keine Ausweitung des Angebots in den kommenden Monaten – so eine Umfrage der Fed-Außenstelle Dallas. Die meisten Firmen rechnen zudem mit einem weiteren Anstieg der Produktionskosten. Die Ölpreise dürften somit kurzfristig hoch bleiben, sofern die Nachfrage nicht aufgrund einer schwächeren Konjunkturentwicklung merklich sinkt.
In China verdichten sich die Anzeichen einer sich wiederbelebenden wirtschaftlichen Erholung. Die Gewinne chinesischer Industrieunternehmen stiegen im August um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr an, deren Umsätze um 0,8 Prozent und die Industrieproduktion wuchs stärker als erwartet. Die im Monatsvergleich wieder anziehenden Produzenten- und Konsumentenpreise deuten darauf hin, dass sich Angebot und Nachfrage angleichen. Die gezielten staatlichen Stimuli, mit denen Peking versucht, Beschäftigung und Einkommen nachhaltig zu stärken, scheinen ihre Wirkung zu entfalten. Die Zentralbank deutete vorgestern weitere Zinssenkungen zur Stärkung der Kredit- und Konsumnachfrage an und stellte stärkere Unterstützungen für den Wohnungsbau in Aussicht. Die Marktreaktionen waren nur verhalten positiv – auch, weil Sorgen um hochverschuldete Immobilienentwickler weiterhin die Anlegerstimmung dämpfen. Nach der am Freitag beginnenden landesweiten Urlaubswoche könnte die Rückkehr zur Normalität der heimischen Güternachfrage neue Impulse geben, von der auch Chinas Aktienmärkte profitieren könnten. Eine mögliche Erholung dürfte jedoch nicht linear verlaufen und Anlegern neben Geduld auch starke Nerven abverlangen.
Anleihen werden wieder interessanter: Für entsprechend risikobereite Anleger könnten sich Einstiegsmöglichkeiten ergeben. Dabei gilt es jedoch, einige Herausforderungen zu berücksichtigen. Welche das sind, erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Freitag
Samstag, China | Einkaufsmanagerindizes im September. Im Dienstleistungssektor dürfte sich die Wachstumsdynamik von 51,0 auf 51,5 Punkte beschleunigt haben. Das Verarbeitende Gewerbe sollte nach 49,7 Punkten des Vormonats – die einen leichten Rückgang signalisieren – mit 50,2 Punkten geringfügig expandiert sein. Nimmt die Erholung wieder an Fahrt auf, sollte der Aktienmarkt davon profitieren können.
Für alle, die gern mit leichtem Gepäck reisen und in Kleiderfragen nicht allzu wählerisch sind, könnte die Idee einer japanischen Fluglinie interessant sein: Die Airline stellt ihren Passagieren bei der Ankunft im Hotel auf Wunsch Mietkleidung zur Verfügung. Die Aktion soll die Fluggäste und zugleich das Klima entlasten, denn zehn Kilogramm weniger Reisegepäck sparen laut Anbieter 7,5 Kilogramm Emissionen ein. Ob die ganze Aktion wirklich nachhaltig ist, will die Fluglinie nach einer Probephase herausfinden – auch der Transport und die Reinigung der Kleidungsstücke erzeugen schließlich Emissionen.
Starten Sie heute einen Versuchsballon.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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