PERSPEKTIVEN am Morgen
von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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10. Juli 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Kupfer verteuert sich in den USA durch überraschend hohe Importzölle, Autobauer nutzen ihre Technologiekompetenz für humanoide Roboter, und Peking setzt auf Familienförderung zur wirtschaftlichen Stabilisierung.
Kupferpreisdivergenz: Rekordunterschied zwischen New York und London
US-Präsident Donald Trump kündigte einen Einfuhrzoll von 50 Prozent auf Kupfer an – deutlich mehr als die erwarteten 25 Prozent. Dies führte zu einem sprunghaften Anstieg des Kupferpreises an der New Yorker Börse COMEX um 17 Prozent auf ein Rekordhoch. Gleichzeitig fielen die Preise an der Londoner Metallbörse, wodurch sich ein historischer Preisunterschied von 25 Prozent ergab.
Dieser könnte sich kurzfristig noch ausweiten: US-Importeure könnten versuchen, vor Inkrafttreten der Zölle möglichst viel Kupfer einzulagern. Danach dürfte eine Entleerung der Lager die Preise dämpfen. Sollten die Zölle dauerhaft gelten, wären höhere Preise für US-Verbraucher unvermeidlich, da die heimische Produktion den Bedarf nicht decken kann – insbesondere angesichts des wachsenden Kupferbedarfs durch Datenzentren, Automobilindustrie und Energieversorger.
Autonom, elektrisch – humanoid? Die Autoindustrie vor dem nächsten Umbruch
Humanoide Roboter könnten – nach der Elektrifizierung und dem autonomen Fahren – die dritte große Wachstumswelle in der Automobilindustrie auslösen. Fachleute schätzen das Marktpotenzial bis 2050 auf fünf Billionen US-Dollar. Hersteller, die bereits Erfahrung mit autonomen Fahralgorithmen gesammelt haben, dürften im Vorteil sein – viele dieser Technologien lassen sich auch auf humanoide Roboter übertragen. Wie autonome Fahrzeuge erfassen auch Humanoide ihre Umgebung mithilfe von Sensoren und treffen auf dieser Basis Entscheidungen. Zulieferer könnten bis zu 60 Prozent der elektromechanischen Komponenten, Sensoren und Aktuatoren bereitstellen, die in beiden Bereichen zum Einsatz kommen. Die Automobilindustrie bringt also viel technisches Wissen und Produktionskapazität mit, um sich frühzeitig in diesem neuen Markt zu positionieren. Dieses Fundament verschafft ihr einen Vorsprung gegenüber agilen Robotik-Start-ups und aufstrebenden Zulieferern aus anderen Industrien.
Peking setzt auf Familienpolitik zur Stabilisierung der Wirtschaft
In China bleibt der Preisauftrieb weiterhin zu schwach: Im Juni stiegen die Verbraucherpreise lediglich um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die seit knapp drei Jahren anhaltende Deflation der Erzeugerpreise beschleunigte sich hingegen auf 3,6 Prozent. Die dringend benötigte Trendwende der Preisdynamik könnte durch die Einführung eines landesweiten Kindergeldprogramms unterstützt werden. Laut jüngsten, bisher noch nicht offiziell bestätigten Medienberichten plant Peking, Familien für jedes Kind bis zum Alter von drei Jahren mit jährlich 3.600 Yuan zu unterstützen – das entspräche etwa zehn Prozent eines durchschnittlichen Jahreslohns. Analysten schätzen, dass das Programm aufgrund der einmaligen Zuschüsse für berechtigte Kinder, die vor Januar 2025 geboren wurden, das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr 2025 um annualisierte 0,25 Prozentpunkte ankurbeln könnte. Internationale Erfahrungen zeigen jedoch, dass Unterstützungen in dieser Größenordnung die Geburtenrate nicht wesentlich steigern. Weitet Peking das Programm im Laufe der Zeit aus, könnte dies neben dem gewünschten Geburtenzuwachs auch die langfristige wirtschaftliche Neuausrichtung hin zu mehr Konsum beschleunigen – und somit die Basis für nachhaltiges Gewinnwachstum chinesischer Unternehmen festigen.
Lithiummarkt: Produktion wächst schneller als Nachfrage
Die Preise für Lithiumcarbonat fielen Ende Juni erstmals seit Ende 2020 unter die Marke von 60.000 Yuan pro Tonne, nachdem sie im Januar zeitweise noch bei rund 77.000 Yuan pro Tonne gehandelt worden waren. Anfang Juli erholten sich die Notierungen leicht, die Aussichten bleiben jedoch gedämpft. Eine höhere Lithiumproduktion in China, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo sorgte laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur dafür, dass das Lithiumangebot 2024 um 35 Prozent gestiegen sei. Da die Produzenten weiterhin von Betriebsschließungen und vorübergehenden Produktionsstilllegungen absehen, um Marktanteile und Geschäftsbeziehungen mit Batterieherstellern zu erhalten, dürfte sich zeitnah an dem Angebotsüberschuss wenig ändern. Aufgrund des beabsichtigten Auslaufens der Förderung von Elektroautos in den USA senkten Analysten von Bloomberg bereits ihre Nachfrageprognose für 2025 um neun Prozent. Sie schätzen sogar, dass der Markt auch bei einer angenommenen Kapazitätsauslastung der Lithiumproduktionsstätten von nur rund 70 Prozent – trotz Produktionserhöhung – bis 2032 einen Angebotsüberschuss ausweisen dürfte, da die Produktion von Elektroautos weltweit spürbar hinter früher gemachten Annahmen zurückbleiben sollte. Somit spricht wenig für eine merkliche Erholung der Lithiumnotierungen.
Von TACO-Trades bis Tech-Rally: Märkte im Spannungsfeld der Politik
Rekorde an den US-Börsen, ein starker DAX, politische Unsicherheiten rund um Zölle und Lieferketten – das erste Halbjahr 2025 hatte viele Facetten. Doch was erwartet Anleger in den kommenden Monaten? Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich sprechen über Chancen, Risiken und Kursfantasien – und darüber, warum sich ein Blick auf die zweite und dritte Börsenreihe lohnen könnte.
Zahl des Tages: 44
Dass ein Schweigegelübde zu einem internationalen Charthit führte, dürfte einmalig sein. Wie konnte das passieren? Die Geschichte beginnt mit Meher Baba, einem indischen Mystiker, der heute vor genau 100 Jahren seine Anhänger ermahnte, sich keine Sorgen zu machen und glücklich zu sein. Danach sprach er kein Wort mehr. Für den Rest seines Lebens, 44 Jahre lang, hüllte sich Meher Baba in Schweigen. Die Geschichte geht weiter mit dem US-Sänger Bobby McFerrin, der in den Achtzigerjahren bei Freunden ein Poster mit den letzten Worten des Gurus entdeckte: „Don’t worry, be happy!“ – und einen Welthit schrieb. Der Rest ist Pophistorie: So ziemlich jeder, der im Jahr 1988 ein Radio hatte, dürfte bei McFerrins „Here’s a little song I wrote“ mitsummen können.
Ich wünsche Ihnen einen sorgenfreien Tag.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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