PERSPEKTIVEN am Morgen

von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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 Dr. Ulrich Stephan

17. März 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

der Bundestag wird wohl mit schwarz-rot-grüner Mehrheit das Grundgesetz ändern, US-Verbraucher blicken skeptischer in die Zukunft, und der Silberpreis könnte zunächst weiter steigen.

Grünes Licht für Fiskalpaket

Die Grünen gaben am Freitag bekannt, den Grundgesetzänderungen von CDU/CSU und SPD morgen im Bundestag zustimmen zu wollen. Da zudem das Bundesverfassungsgericht die Eilanträge von AfD und Linken gegen die Einberufung des alten Bundestages abgelehnt hat, scheint der Weg für die Verfassungsänderung frei. Selbstverständlich muss neben dem Bundestag auch noch der Bundesrat mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Ich begrüße Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur, sehe aber auch die Notwendigkeit für strukturelle Anpassungen. Deutsche Aktien legten infolge der Meldungen am Freitag merklich zu und die Rendite von Bundesanleihen kletterte um einige Basispunkte. Die Entwicklung könnte sich fortsetzen. Der MDAX könnte hierbei aufgrund seiner vergleichsweise etwas größeren Abhängigkeit von der Binnenkonjunktur stärker zulegen als sein großer Bruder DAX.

Vertrauen der US-Verbraucher sinkt

Gemessen an dem von der University of Michigan berechneten Index des Verbrauchervertrauens hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im März spürbar abgeschwächt. Der Index fiel von 64,7 Punkten Ende Februar auf 57,9 Punkte bei der Umfrage zur Monatsmitte. Hauptverantwortlich dafür war ein merklicher Rücksetzer der Erwartungskomponente von 64,0 auf 54,2 Punkte, das niedrigste Niveau seit Juli 2022. Die Stimmungseintrübung zieht sich durch sämtliche Alters- und Einkommensgruppen und umfasst Anhänger aller politischen Parteien. Eine unangenehme Nachricht für die US-Notenbank Fed ist zudem, dass die Inflationserwartungen der Konsumenten kräftig anstiegen: Auf Sicht von zwölf Monaten erhöhten sie sich im Vergleich zum Vormonat von 4,3 auf 4,9 Prozent. Dies ist das höchste Niveau seit November 2022 und zugleich der dritte monatliche Anstieg in Folge um 0,5 Prozentpunkte oder mehr. Auf Sicht von fünf Jahren legten die Erwartungen von 3,5 auf 3,9 Prozent zu. Dies ist der größte monatliche Anstieg seit 1993. Die Marktreaktionen waren jedoch überschaubar. Schließlich hatten verschiedene andere Indizes bereits zuvor eine Verschlechterung des Konsumvertrauens angezeigt. Und in dem aktuellen Umfeld der Unsicherheiten wegen der US-Importzölle ist eine Verunsicherung der Verbraucher nachvollziehbar.

Vorzieheffekte treiben Silberpreis

Während die Goldpreise am Freitag erstmals die Marke von 3.000 US-Dollar je Feinunze überwanden, wurde Silber zum ersten Mal seit Ende Oktober bei über 34 US-Dollar je Feinunze gehandelt.

Dies liegt zwar weit unterhalb des Rekordniveaus von etwa 50 US-Dollar je Feinunze, Silber verteuerte sich damit aber seit Jahresbeginn um mehr als 17,5 Prozent und somit etwas stärker als Gold mit 14,5 Prozent. Beide Edelmetalle erhalten weiterhin Rückenwind aufgrund ihres Status als „sicherer Hafen“, zudem kommt es in Erwartung potenzieller US-Importzölle auch bei Silber zu Vorzieheffekten. Seit den US-Wahlen Anfang November haben sich die Bestände an lieferbarem physischem Silber an den US-Terminbörsen um 35 Prozent auf rund 13.000 Tonnen erhöht. Im vergangenen Jahr stammten 70 Prozent des in die USA importierten Silbers aus Mexiko und Kanada, wobei die USA hinter China der zweitgrößte industrielle Verarbeiter des weißen Metalls sind. Die potenziellen Zölle könnten deshalb die vorhandenen Lieferketten empfindlich beeinträchtigen. Aufgrund der industriellen Verwendung von Silber könnten die Notierungen zwar mittelfristig unter einem potenziell eskalierenden globalen Handelskonflikt leiden. Auf kurze Sicht dürfte das Edelmetall jedoch weiteres Aufwärtspotenzial besitzen. 

Japan: Zinserwartungen zu niedrig?

In Japan bestätigen die ersten Tarifabschlüsse die konstruktiven Erwartungen. Nach Lohnsteigerungen von durchschnittlich 5,1 Prozent im vergangenen Jahr könnte der Anstieg in diesem Jahr in Richtung 5,5 Prozent tendieren. Dies würde die Voraussetzungen für eine weiterhin robuste Binnennachfrage und eine stetige konjunkturelle Erholung schaffen, die auch dem möglichen Gegenwind durch höhere US-Zölle standhalten sollte. Vor diesem Hintergrund dürfte die Inflation 2025 über dem Zwei-Prozent-Ziel der Bank of Japan (BoJ) bleiben und eine beschleunigte Normalisierung der Geldpolitik ermöglichen. Zwar erwarte ich für die BoJ-Sitzung am Mittwoch – wie die Mehrheit der Ökonomen und Marktteilnehmer – noch keine weitere Anhebung des Leitzinses von derzeit 0,5 Prozent. Bis zum Jahresende preisen die Märkte aber nur etwas mehr als eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte ein, was mir aus heutiger Sicht zurückhaltend erscheint. Korrigieren die Märkte in den kommenden Quartalen ihre Zinserwartungen nach oben, dürfte dies die japanische Währung stärken. Die Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar, die seit Jahresbeginn bereits über fünf Prozent beträgt, könnte sich fortsetzen. Demgegenüber könnte der Druck auf japanische Aktien zunehmen, besonders für Unternehmen mit starkem Auslandsgeschäft.

Europäische Aktien überraschen

Europäische Aktien liefen zuletzt besser als US-amerikanische – obwohl die Berichtssaison in den USA besser ausfiel als in Europa. Die Gründe dafür und welche Rolle die neue US-Regierung dabei spielt, analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

Neuwahlen in Deutschland, der Regierungswechsel in den USA, die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten: Wie sich Anleger im kommenden Jahr aufstellen sollten, habe ich in meinem Jahresausblick für Sie zusammengefasst.

Zahl des Tages: 20–33

Der Rote Planet Mars könnte auch „der rostige Planet“ heißen: Er bekam seine Farbe durch die Oxidation des Eisens im Marsgestein. Woraus dieser Rost besteht, haben Adomas Valantinas von der Universität Bern und Kollegen jetzt im Laborexperiment untersucht. Ihr Ergebnis: Der Basaltstaub auf dem Mars enthält vermutlich rund 20 bis 33 Prozent des Eisenoxidminerals Ferrihydrit. Das ist überraschend, denn Ferrihydrit bildet sich in Gegenwart von Wasser. Der Mars wäre damit nicht über Jahrmilliarden hinweg trocken oxidiert – die bislang gängige Theorie –, sondern relativ schnell verrostet, als es noch flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche gab. Die Bestätigung dieser These könnten echte Gesteinsproben vom Mars liefern. Tatsächlich hat ein NASA-Rover solche Proben schon gesammelt – doch wann die Rückholmission startet, steht in den Sternen.

Ich wünsche Ihnen einen analytischen Tag.

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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