Lassen Sie sich keinen Kommentar entgehen - abonnieren Sie einfach die PERSPEKTIVEN am Morgen.
17. Mai 2022
britische Nebenwerte fallen zurück, der US-Dollar erreicht zum Euro ein Mehr-Jahres-Hoch, und aus China werden schwache Aktivitätsdaten vermeldet.
Der britische Nebenwerteindex FTSE 250 hat zwischen 2009 und Ende 2021 mehr als 400 Prozent zugelegt und den FTSE 100 – den Leitindex der Londoner Börse – damit um rund 250 Prozentpunkte hinter sich gelassen. In diesem Jahr zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Während sich beide Indizes dem weltweiten Abverkauf an den Märkten nicht entziehen können, hält sich der FTSE 100 mit plus zwei Prozent bisher deutlich besser als der FTSE 250, der 14 Prozent im Minus liegt. Ich denke, dass sich der Standardwerteindex auch in den kommenden Monaten besser entwickeln wird. Schließlich erwirtschaften die global agierenden Großkonzerne des FTSE 100 den Großteil ihrer Umsätze im Ausland. Sie sind deshalb deutlich weniger von der Wachstumsverlangsamung der britischen Wirtschaft betroffen als die Firmen des FTSE 250, die mehr als die Hälfte ihrer Umsätze im eigenen Land erzielen. Entsprechend profitieren die FTSE-100-Unternehmen auch stärker von der Schwäche des Pfund Sterling. Darüber hinaus spiegelt die relative Kursentwicklung auch die Veränderung der Gewinnerwartungen wider. Seit Jahresbeginn haben Analysten ihre Prognosen für die 2022er-Gewinne des FTSE 100 um 15 Prozent angehoben und jene für den FTSE 250 sogar leicht gesenkt. Da der hohe Anteil an Energie- und Grundstoffunternehmen im FTSE 100 – die derzeit Sonderkonjunktur erfahren – dazu führen dürfte, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, rate ich bei britischen Aktien weiterhin dazu, auf Großkonzerne zu setzen.
Der Wechselkurs Euro/US-Dollar erreichte kürzlich mit 1,035 Euro je US-Dollar das höchste Niveau seit dem 3. Januar 2017; seit Jahresbeginn hat er knapp 8,5 Prozent aufgewertet. Der U.S. Dollar Index – der den Außenwert des US-Dollars gegenüber den übrigen G10-Währungen misst – legte seit Anfang Januar sogar mehr als neun Prozent zu und erreichte ein 20-Jahres-Hoch. Besonders gegenüber dem Japanischen Yen und gegenüber dem Pfund Sterling wertete der US-Dollar noch deutlicher auf als zum Euro. Der Greenback profitierte davon, dass die Märkte in den vergangenen Monaten deutlich robustere Leitzinserhöhungen der US-Notenbank eingepreist haben. Zudem gilt der Greenback unter den Währungen als der „sichere Hafen“ schlechthin, was ihm in den vergangenen Wochen wegen der geopolitischen Unsicherheiten und der starken Kursschwankungen an den Aktienmärkten Rückenwind verlieh.
Da die USA bei der Versorgung mit Erdöl und Erdgas relativ autark sind, gehen viele Marktbeobachter auch davon aus, dass eine potenzielle Konjunkturdelle in den USA nicht so stark ausfallen könnte wie zum Beispiel in der Eurozone. Die Stärke des US-Dollar könnte deshalb noch eine Weile andauern. Mittelfristig dürfte sich der Euro jedoch moderat erholen.
Chinas Industrieproduktion fiel im April infolge teilweise strikter Lockdowns um 2,9 Prozent im Jahresvergleich. Besonders hart traf es Autobauer, die 44 Prozent weniger Fahrzeuge produzierten und 32 Prozent weniger verkauften. Der Einzelhandelsumsatz brach um 11,1 Prozent ein; die Arbeitslosenquote stieg mit 6,1 Prozent auf den höchsten Stand seit Januar 2018. Schwach zeigte sich auch die private Kreditnachfrage. Um Haushalten den Erwerb und die Anschlussfinanzierung ihrer Erstimmobilie zu erleichtern, senkte die People’s Bank of China die Zinsuntergrenze für derartige Kredite auf 4,4 Prozent. Um den Immobilienmarkt sowie die Binnennachfrage insgesamt nachhaltig zu beleben, ist jedoch ein Ende der Lockdowns notwendig. Ein solches Szenario sollte das schwache Anlegervertrauen stützen, infolge dessen das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Börsen in China in den vergangenen zwölf Monaten im Mittel bereits um mehr 20 Prozent gesunken ist.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Saudi-Arabiens könnte im ersten Quartal 2022 knapp zehn Prozent zum Vorjahr zugelegt haben – so vorläufige Schätzungen. Maßgeblich dafür waren Erdöl- und Erdgasproduzenten, die rund die Hälfte des saudischen BIP erwirtschaften. Im Jahresverlauf steigende Fördermengen sowie anhaltend hohe Energiepreise könnten die Wachstumsdynamik sogar noch beschleunigen. Hauptprofiteur wären saudische Energieaktien, die knapp zehn Prozent der Marktkapitalisierung der Börse in Riad ausmachen. Weitaus größer ist mit gut 50 Prozent der Anteil saudischer Banken. Diese sollten in den kommenden Monaten von einem stärkeren Kreditwachstum infolge des dynamischen Wirtschaftsaufschwungs ebenso profitieren wie von weiter steigenden Kapitalmarktzinsen; denn die saudische Notenbank dürfte auch zukünftig ihre Zinsschritte eng an die der Fed koppeln, um die Landeswährung – den Saudi-Riyal – zum US-Dollar stabil zu halten. Mit einem für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinnwachstum von 14,3 Prozent und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,6 könnten risikobewusste Anleger die jüngste Kurskorrektur zum Einstieg in den saudischen Aktienmarkt nutzen; dessen Marktkapitalisierung beträgt etwa ein Viertel des hiesigen Marktes.
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
„Sell in May and go away“, rät eine bekannte Börsenweisheit. Ist das angesichts der anhaltend hohen Schwankungen seit Jahresbeginn in diesem Jahr ein guter Rat? Darüber diskutieren Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich in der aktuellen Folge von PERSPEKTIVEN To Go.
Sind Videospiele besser als ihr Ruf? Durchaus möglich, wenn man einem Team um Torkel Klingberg vom schwedischen Karolinska Institutet glauben darf. Die Forscher maßen die kognitiven Fähigkeiten amerikanischer Kinder im Alter von neun Jahren und wiederholten den Test zwei Jahre später. Kinder, die nach eigenen Angaben besonders oft Videospiele spielten, verbesserten ihren IQ in dieser Zeit um 2,5 Punkte stärker als der Durchschnitt. Bei Kindern, die viel vor dem Fernseher saßen oder in sozialen Medien unterwegs waren, stellten die Forscher keinen vergleichbaren Effekt fest.
Finden Sie heute eine intelligente Lösung.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden
Lassen Sie sich keinen Kommentar entgehen – abonnieren Sie einfach die PERSPEKTIVEN am Morgen.