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10. September 2024
die globale Autoproduktion geht zurück, zyklische Aktien könnten mit anziehendem Wachstum aufholen, und der Silberpreis schwankt stark.
88,8 Millionen Autos dürften Analystenzahlen zufolge in diesem Jahr weltweit hergestellt werden – knapp zwei Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Während die Produktion in China um 0,8 Prozent auf 29 Millionen Fahrzeuge steigen könnte, dürfte sie im Rest der Welt zurückgehen. Für den Industriestandort Europa sieht es dabei mit einem erwarteten Minus von 4,3 Prozent besonders düster aus. Für die Jahre 2025 und 2026 werden globale Wachstumsraten von 2,4 beziehungsweise 2,6 Prozent erwartet. In Europa könnte die Produktion nahezu stagnieren, während die Anzahl der hergestellten Automobile in China nächstes Jahr um 3,4 Prozent auf über 30 Millionen Einheiten und 2026 dann um 4,1 Prozent ansteigen könnte. Der STOXX 600 Automobiles and Parts Index hat seit Jahresbeginn etwa vier Prozent an Wert eingebüßt und könnte aufgrund der Schwäche der Massenhersteller erstmal weiterhin unter Druck stehen. Ich präferiere in Europa aktuell entsprechend Titel im Luxussegment.
Defensive Aktien in Europa haben gegenüber Zyklikern seit Beginn des zweiten Halbjahres Boden gutgemacht.
Telekommunikations- und Immobilienunternehmen sowie Versorger stehen mit einem Plus von über elf Prozent an der Spitze, während der Tech-Sektor sowie Rohstoff- und Grundstoffhersteller mit einem Minus von mehr als 13 Prozent ganz unten auf der Liste rangieren. Hauptgrund für die Entwicklung ist eine vorsichtigere Positionierung der Anleger während der momentanen konjunkturellen Schwächephase. Schätzungen von Eurostat zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal gerade einmal um 0,2 Prozent gewachsen. Die Einzelhandelsumsätze sind zudem im Juli im Jahresvergleich leicht zurückgegangen. Mit weiteren Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank dürfte das Wachstum in den kommenden Quartalen aber wieder anziehen. Mittelfristig orientierte Anleger könnten die aktuelle Schwäche von Zyklikern entsprechend zum Aufbau von Positionen nutzen.
Die Silberpreise schwankten in den vergangenen Wochen stark: Noch am 8. August notierte der Preis mit 26,45 US-Dollar je Feinunze nach einem 20-prozentigen Kursverfall auf dem niedrigsten Niveau seit drei Monaten. Gut zwei Wochen später wurde das Edelmetall für über 30 US-Dollar je Feinunze gehandelt. Ein Grund: die Handelstätigkeit spekulativ orientierter Großinvestoren. Diese bauten in der ersten Augusthälfte massiv Kaufpositionen ab. Mitte August waren Letztere deshalb auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten gesunken. Die Silbernotierungen leiden zudem unter der geringen Dynamik der Industrieproduktion rund um den Globus. Dank der vielfältigen industriellen Verwendungsmöglichkeiten von Silber folgen dessen Kursbewegungen nicht nur denen der Goldpreise, sondern oft auch denen der Industriemetalle. Langfristig orientierte Anleger, die in mit physischem Silber hinterlegten Zertifikate investiert sind, behielten in Summe ihre Positionen im August jedoch unverändert bei. Sollten die Goldpreise in den kommenden Monaten weiter anziehen, dürfte dies jedoch auch für steigende Silberpreise sorgen. Viele Anleger haben nämlich das Verhältnis der Notierungen der beiden Metalle im Blick: Gold ist aktuell 89-mal teurer als Silber – ein ungewöhnlich hohes Niveau, denn der langjährige Durchschnitt beträgt lediglich 60.
In China blieb die Preisdynamik auch im August schwach. Während sich der Rückgang der Erzeugerpreise im Jahresvergleich auf 1,8 Prozent beschleunigte, legte die jährliche Inflationsrate der Konsumentenpreise leicht von 0,5 auf 0,6 Prozent zu. Wie bereits im Juli war dies jedoch maßgeblich auf ein wetterbedingt verknapptes Angebot bei Nahrungsmitteln zurückzuführen und kein Ausdruck einer sich erholenden Güternachfrage chinesischer Haushalte. Viele chinesische Unternehmen, besonders in der für den Binnenmarkt produzierenden Fertigungsindustrie, begegnen der weiterhin zurückhaltenden Konsumneigung mit zum Teil aggressiven Preiskampagnen – zulasten ihrer Margen und Gewinnaussichten. Dies belastet vor allem die großen Festlandbörsen in Shanghai und Shenzhen, für die die Analysten ihre Gewinnerwartungen für 2024 und 2025 in den vergangenen sechs Monaten um durchschnittlich 6,5 Prozent nach unten revidiert haben. Etwas besser behauptet sich die Börse in Hongkong, wo die Schwergewichte des Onlinehandels dynamische Umsatzsteigerungen verzeichnen. Dennoch belasten auch dort weiterhin gedämpfte Gewinnerwartungen die Anlegerstimmung, für die ich angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland zunächst keine nachhaltige Verbesserung erwarte.
Die Marktturbulenzen von Anfang August sind fast vergessen, die Börsenrally geht weiter. Was hat die schnelle Erholung angetrieben? Liegt es wieder an den Glorreichen Sieben, die die Indizes steigen haben lassen? Ob die Top-Tech-Aktien auch mit Blick nach vorne überzeugen, Künstliche Intelligenz weiterhin ein so großes Investitionsthema bleibt und Investoren aktuell zu sorglos sind: Darüber spreche ich mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
Freitag
In den Alpen ragen 82 Viertausender in den Himmel – und Kílian Jornet kennt sie alle. Das ist nicht etwa das Resultat eines erfüllten Bergsteigerlebens: Der spanische Trailrunner lief und radelte im August in gerade einmal 19 Tagen von Gipfel zu Gipfel. Vom Piz Bernina im äußersten Osten bis zur Barre des Écrins im Westen legte Jornet dabei 1.207 Kilometer zurück und bewältigte 75.344 Höhenmeter. Damit verbesserte er den alten Rekord des Schweizers Ueli Steck um mehr als 40 Tage. Dass die neue Bestmarke bald wieder unterboten wird, scheint angesichts dieser Leistung kaum vorstellbar: Allein im Mont-Blanc-Massiv erklomm Jornet 16 Viertausender an einem einzigen Tag.
Streben Sie heute hoch hinaus.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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