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25. Juli 2024
die Konjunkturhoffnungen in Europa erleiden einen Rückschlag, die türkische Zentralbank denkt noch nicht an Zinssenkungen und US-Hausbauaktien haben kräftig zugelegt.
Die europäischen Stimmungsindikatoren sind im Juli entgegen den Erwartungen gefallen. Das gilt sowohl für das Verarbeitende Gewerbe als auch für die Dienstleistungen. Der Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung geben die Zahlen einen Dämpfer, zumal es bereits der zweite Rückgang hintereinander war. Die Daten weisen nun auf eine Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung hin. Das liegt auch an einer besonders schlechten Stimmung in der deutschen Industrie. Immerhin ist die Preiskomponente bei den Dienstleistungen, die die Europäische Zentralbank (EZB) als Verursacher der Gesamtinflation besonders beobachtet, gesunken. Die schwache Konjunktur in Verbindung mit einer rückläufigen Inflation könnte die EZB im September zu einem weiteren Zinsschritt veranlassen. Der Markt preist diese auf jeden Fall schon ein.
Weltweit werden aktuell 416 Atomkraftwerke (AKW) mit einer Kapazität von 375 Gigawatt betrieben. Laut der World Nuclear Association werden diese AKW 2024 insgesamt 67.500 Tonnen Uran benötigen. Mit 94 AKW betreiben die USA nicht nur die meisten Anlagen, sondern stellen mit einem Bedarf von 18.000 Tonnen Uran auch 27 Prozent der weltweiten Nachfrage, gefolgt von China und Frankreich. Allerdings entstehen von den 61 in Bau befindlichen Reaktoren 26 in China. Nur 15 Länder produzieren Uran, wobei fünf Länder – Kasachstan, Kanada, Namibia, Australien und Usbekistan – 85 Prozent der Weltproduktion auf sich vereinen. Das globale Angebot an spaltbarem Material liegt aktuell bei 51.000 Tonnen pro Jahr. Uran kommt in der Natur so häufig vor wie Zinn und 500-mal öfter als Gold, und zwar typischerweise zu 99,27 Prozent als schweres Isotop U-238 und zu 0,71 Prozent als leichteres, aber spaltbares Uran-235. Der Uranpreis von gut 83 US-Dollar pro Pfund sollte folglich gut unterstützt sein. Auf der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai im vergangenen Dezember haben sich über 20 Staaten darauf verständigt, die Kapazitäten für Atomenergie bis 2050 zu verdreifachen („Declaration to Triple Nuclear Energy“).
Die türkische Zentralbank hat die Leitzinsen wenig überraschend bei 50 Prozent belassen. Zwar war die Inflation zuletzt von 75,5 auf 71,6 Prozent gefallen. Allerdings machte die Notenbank in ihrer Mitteilung deutlich, dass sie einen weiteren Rückgang der Inflation erwarte, bevor sie an Zinssenkungen denke. Die Lockerung der geldpolitischen Zügel zum Start des vierten Quartals könnte damit Richtung Jahreswechsel verschoben sein, zumal die Juli-Inflation wegen steigender administrativer Preise und Steuern wieder höher liegen sollte. Die Türkische Lira verfestigte sich nach der Entscheidung, liegt seit Jahresanfang gegenüber dem Euro aber immer noch rund zehn Prozent niedriger bei 35,68 EUR/TRY. Hingegen kommt der Istanbuler Aktienindex ISE 100 seit dem Jahresstart unter Schwankungen auf eine Performance von knapp 52 Prozent. Da auch die Gewinnerwartungen für 2024 und 2025 stark angehoben wurden und nun bei plus 13,0 beziehungsweise plus 48,1 Prozent stehen, könnte der mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von sieben auf die Gewinne 2024 bepreiste Markt weiter zulegen, wenn die Notenbank es schafft, die Inflation zu bändigen.
Der S&P Composite 1500 Homebuilding Index, der die Performance der Bauunternehmen in den USA abbildet, hat seit Anfang des Monats eine Wertentwicklung von fast 16 Prozent in Euro verzeichnet, nach einem Minus von über zehn Prozent im zweiten Quartal. Die Zeichen für die Branche stehen weiterhin gut: Im Juni wurden 3,9 Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt als im Vormonat. Dabei ist die Anzahl geplanter Mehrfamilienhäuser mit fünf Wohneinheiten oder mehr um etwa 20 Prozent gestiegen, während die der Einfamilienhäuser leicht um knapp zwei Prozent zurückgegangen ist. Die Zahl der neuen Baustellen ist um drei Prozent gestiegen. Auch hier führen die Mehrfamilienhäuser mit einem Plus von 22 Prozent die Expansion an, während 2,2 Prozent weniger neue Baustellen für Einfamilienhäuser entstanden. Der S&P Composite 1500 Homebuilding Index handelt aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,5 und könnte, falls die Bautätigkeit auch zukünftig anzieht, weiteres Aufwärtspotenzial besitzen.
Die Weltbevölkerung wächst und die Menschen werden immer älter. Damit wächst der Bedarf an medizinischen Leistungen – die unter anderem dank Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz immer besser werden. Wie Anlegerinnen und Anleger an dem Wachstumstrend teilhaben können, erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
Donnerstag, Deutschland | ifo Geschäftsklimaindex im Juli. Nachdem das Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft im Juni von 89,3 auf 88,6 Punkte zurückging, wird für die Juli-Umfrage eine leichte Gegenbewegung auf 89 Zähler erwartet. Großes Interesse dürften die Marktteilnehmer auf die Entwicklung der zuletzt pessimistischeren Erwartungskomponente legen. Eine Kehrtwende würde Hoffnungen auf eine konjunkturelle Verbesserung in der zweiten Jahreshälfte stärken, wovon unter anderem zyklische Branchen profitieren könnten.
Freitag, USA | PCE Kernrate im Juni. Für das von der Fed bevorzugte Maß des unterliegenden Preisdrucks, die Kerninflationsrate der persönlichen Konsumausgaben, PCE, erwartet der Analystenkonsens mit 2,6 Prozent eine Stagnation der Jahresrate auf dem Niveau des Vormonats. Demgegenüber könnte der Preisauftrieb im direkten Vergleich zum Vormonat leicht auf 0,2 Prozent zugenommen haben. Sollte es Anzeichen für eine Abschwächung geben, wie dies bereits aus der Entwicklung der Konsumentenpreise im Juni hervorging, könnte sich die Fed künftig stärker auf die Unterstützung der Konjunktur fokussieren. Dies würde die erhoffte Zinswende in den USA im dritten Quartal wahrscheinlicher machen.
Mit ihrer rund 450 Grad Celsius heißen Oberfläche ist die Venus ein unwirtlicher Ort. Dennoch spekulieren Wissenschaftler seit Jahren über mögliches Leben auf unserem Nachbarplaneten. Auf einer astronomischen Konferenz im britischen Hull berichteten Astrophysiker jetzt, dass auf der Venus Spuren von Phosphanen und Ammoniak nachgewiesen wurden, die auf biologische Aktivität hinweisen könnten. Möglicherweise, so die Überlegung, haben widerstandsfähige Mikroben in etwa 50 Kilometern Höhe in der Venus-Atmosphäre überlebt. Temperatur und Druck dort oben kommen den Verhältnissen auf der Erde recht nahe. Noch ist aber unklar, ob es sich bei den beobachteten Gasen tatsächlich um Lebenszeichen handelt – oder um das Ergebnis bislang unbekannter chemischer Prozesse.
Ich wünsche Ihnen einen widerstandsfähigen Tag.
Herzlichst,
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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