PERSPEKTIVEN am Morgen

von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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 Dr. Ulrich Stephan

14. Februar 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

die US-Produzentenpreise steigen stärker als erwartet, die Internationale Energieagentur korrigiert ihr Prognose zum Öl-Angebotsüberhang, und Trumps Zölle auf US-Stahl- und -Aluminiumimporte setzen den Vietnamesischen Đồng unter Druck.

US-Produzentenpreise signalisieren weiteren Inflationsdruck

Sowohl die US-Verbraucherpreise als auch die US-Erzeugerpreise stiegen im Januar stärker als erwartet – Letztere um 3,5 Prozent statt wie erwartet um 3,3 Prozent. Auch die Kerninflation war mit 3,6 Prozent höher als erwartet. Die Komponenten, die in die sogenannte PCE-Kernrate – das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank Fed – eingehen, deuten hingegen auf einen geringfügig nachlassenden Preisdruck hin. Sowohl Flugtickets als auch Güter des medizinischen Bedarfs verbilligten sich zum Vormonat leicht. Analysten erwarten deshalb im Schnitt einen Rückgang der PCE-Kerninflationsrate im Januar von 2,8 auf 2,6 Prozent. An den Finanzmärkten stiegen die Renditen der US-Staatsanleihen und der US-Dollar nach Veröffentlichung der Zahlen kurz an. Relevanter waren jedoch auch gestern Meldungen über potenzielle US-Zölle. Hinweise auf einen möglichen Aufschub etwaiger Einfuhrzölle um „mehrere Monate“ sorgten im Laufe des Nachmittags für steigende Notierungen an den Aktienmärkten, fallende Renditen und einen schwächeren US-Dollar.

Ölangebot wird knapper

Die Internationale Energie Agentur (IEA) erwartet für 2025 ein geringeres Ölangebot. Sie rechnet nun mit einem Angebotsüberhang in Höhe von 450.000 Barrel pro Tag – das sind nur noch halb so viel Barrel wie im Dezember. Die Gründe:

  • Vor allem China und Indien dürften die weltweite Nachfrage auf 104 Millionen Barrel pro Tag treiben.
  • Zusätzliche Sanktionen und Handelsbeschränkungen auf Öl aus dem Iran
  • Die freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC+-Länder dürften aufrechterhalten werden – so erwartet es die IEA.

Nachdem US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin vereinbarten, Verhandlungen zur Beendigung des Russland-Ukraine-Krieges aufzunehmen, fielen die Ölpreise so stark wie seit zwei Monaten nicht. 

Selbst eine Aufhebung der westlichen Sanktionen gegenüber russischem Öl sollte jedoch nicht zu einem wesentlich höheren Angebot führen. Russland hat die vereinbarte Produktionsmenge der OPEC+ zuletzt bereits fast ausgeschöpft – primär für asiatische Abnehmer – und wäre weiterhin an diese Vereinbarung gebunden.

Ausbau von Rechenzentren schiebt Chipnachfrage an

Im Halbleiter-Sektor boomt vor allem ein Markt: Rechenzentren. Besonders der Ausbau von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz hat dazu geführt, dass die Umsätze in diesem Markt 2024 um 90 Prozent gestiegen sind. Computing – der Markt mit dem zweithöchsten Wachstum – verzeichnete nur neun Prozent Umsatzwachstum. Die Umsätze im Segment Unterhaltungselektronik – also von Halbleitern, die in Spielekonsolen verbaut werden – gingen spürbar um 34 Prozent zurück, in den Segmenten Kommunikationsinfrastruktur –dazu zählen beispielsweise Mobilfunknetze – und Industrie lagen die Umsatzrückgänge bei 26 beziehungsweise 17 Prozent. Experten erwarten jedoch, dass sich diese Segmente 2025 etwas erholen können, jedoch weiter unter den Niveaus von 2023 bleiben werden. Während die Erholung bei Unterhaltungselektronik mit einem Wachstum von nur zwei Prozent mager ausfallen sollte, könnten die anderen beiden Segmente vor allem von der Normalisierung der Lagerhaltung profitieren. Kunden haben ihr Inventar in den vergangenen Jahren reduziert und dürften nun wieder vermehrt Halbleiter nachfragen. Aktien von Chipproduzenten, die entsprechende Märkte bedienen, könnten daher Unterstützung erhalten.

Vietnam: US-Zölle setzen Währung unter Druck

Die vietnamesische Währung steht seit Tagen zunehmend unter Druck. Am Mittwoch fiel der Vietnamesische Đồng auf ein Allzeittief von 25.571 Đồng pro US-Dollar. Gründe hierfür sind die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte sowie die Tatsache, dass Vietnam gemessen an seiner Wirtschaftsleistung so stark wie keine andere Volkswirtschaft in Asien von Stahllieferungen in die USA abhängig ist. Im Jahr 2023 verkauften vietnamesische Hersteller Stahl im Wert von 1,1 Milliarden US-Dollar in die USA. Zum Vergleich: Deutsche Stahlexporte beliefen sich auf 1,9 Milliarden US-Dollar, der große nördliche Nachbarn China lieferte sogar nur Stahl für 800 Millionen US-Dollar. Das Geschäftsmodell vieler vietnamesischer Stahlproduzenten ist schnell erklärt: günstigen, vorgefertigten Stahl in China einkaufen, veredeln und zu den US-Kunden verschiffen. Dass die Börse in Hanoi auf die Zölle kaum reagierte, liegt am geringen Gewicht der Industriewerte im Ho-Chi-Minh-Aktienindex. Bleibt es bei den US-Zöllen und spitzt sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China möglicherweise zu, dürfte auch die eng mit China verflochtene vietnamesische Wirtschaft darunter leiden. Nicht nur der Đồng könnte weiter unter Druck geraten, sondern es könnte auch vietnamesische Aktien treffen.

Märkte im Bann der US-Zollpolitik

Kaum im Amt, hält US-Präsident Donald Trump die Märkte mit dem Thema Zölle in Atem. Die Berichtssaison zum vierten Quartal 2024 ging dabei zuletzt etwas unter. Welche Branchen überzeugen und welche enttäuschen, fasse ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer zusammen.

Neuwahlen in Deutschland, der Regierungswechsel in den USA, die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten: Wie sich Anleger im kommenden Jahr aufstellen sollten, habe ich in meinem Jahresausblick für Sie zusammengefasst.

Zahl des Tages: 49.218

Diejenigen von uns, die schon immer an das Sprichwort vom Gold im Mund der Morgenstunde geglaubt haben, können sich von einer Studie aus England bestätigt sehen. Feifei Bu vom University College London und ihr Team untersuchten, wie sich Tageszeit und Wochentag auf das Wohlbefinden von Versuchspersonen auswirken. Die meisten der 49.218 Teilnehmer fühlten sich am besten, wenn sie morgens aufwachten; um Mitternacht sank die Stimmung dagegen in den Keller. Im Wochenverlauf erreichten Glück und Zufriedenheit montags und freitags überraschend höhere Werte als sonntags. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Studie in den Jahren 2020 bis 2022 durchgeführt wurde – der sonntägliche Durchhänger könnte eine Folge der Lockdowns gewesen sein. 

Ich wünsche Ihnen einen gut aufgelegten Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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