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05. Mai 2025
für eine Entwarnung am US-Arbeitsmarkt ist es zu früh, im Euroraum legt die Kerninflation zu und Anleger erlebten im April ein heftiges Auf und Ab.
Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich im April robust, das Jobwachstum übertraf mit 177.000 neugeschaffenen Stellen die Erwartungen um rund 40.000. Die Angaben für die beiden Vormonate wurden jedoch kumuliert um 58.000 Jobs nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote verharrte im April bei 4,2 Prozent, die Erwerbsquote (der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtheit der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter) stieg von 62,5 auf 62,6 Prozent. Die Stundenlöhne legten gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent, gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Prozent zu – und somit jeweils um 0,1 Prozentpunkte geringer als im Marktkonsens erwartet. An den Zinsterminmärkten wurden Erwartungen an Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed moderat zurückgenommen. Die Renditen von US-Staatsanleihen, der US-Dollar und die Aktienmärkte erhielten dadurch Rückenwind. Für eine Entwarnung am Arbeitsmarkt dürfte es jedoch noch zu früh sein, da Arbeitsmarktdaten ein nachlaufender Konjunkturindikator sind. Es gibt eine lange Vorlaufzeit zwischen dem Beschluss über Einstellungen oder den Abbau von Arbeitsplätzen und der tatsächlichen Umsetzung. Erst die Arbeitsmarktberichte der kommenden Monate dürften somit ein exakteres Bild der Verfassung des US-Arbeitsmarktes im Lichte der Handels- und Zollpolitik geben.
Unerwartet hartnäckig zeigte sich im April die Inflation in der Eurozone. Entgegen dem Marktkonsens ist sie nicht gesunken, sondern verharrte bei 2,2 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise somit um 0,6 Prozent. Zwar setzten die Energiepreise um 3,5 Prozent zum Vorjahr zurück, dies wurde jedoch von einem spürbaren Anstieg der Lebensmittelpreise kompensiert. Unangenehm für die EZB dürfte sein, dass die für ihre geldpolitischen Entscheidungen relevantere – um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte – Kerninflation stärker als erwartet von 2,4 auf 2,7 Prozent anzog. Dienstleistungen verteuerten sich um 3,9 Prozent zum Vorjahr, nach 3,5 Prozent im März. Dies ist der erste Anstieg der Dienstleistungsteuerung seit Dezember. Da die Arbeitslosenquote in der Eurozone im März mit 6,2 Prozent bei ihrem Alleittief verharrte, könnte der Lohndruck im Dienstleistungsbereich anhalten und weitere Leitzinssenkungen der EZB nach dem für Juni aktuell fest eingepreisten Zinsschritt erschweren. Die Renditen der Staatsanleihen der Eurozone legten unmittelbar nach der Veröffentlichung der Daten entgegen dem Tages-Markttrend moderat zu, der Euro wertete leicht auf.
Die Wendungen in der US-Zollpolitik bescherten Anlegern im April kräftige Marktbewegungen. Nach der Verkündung der „reziproken Zölle“ der USA am 2. April erlitt der Aktienleitindex S&P 500 den fünftstärksten Verlust über zwei Handelstage hintereinander seit 1945. Nach dem Ausrufen der 90-Tage-Zollpause am 9. April erzielte er dagegen mit einem Plus von 9,5 Prozent den größten Tagesgewinn seit 2008. Schlussendlich summierten sich die Kursverluste des S&P 500 für den Monat April gerade einmal auf 0,7 Prozent. Europäische Anleger erlitten jedoch aufgrund der Abwertung des US-Dollars im April höhere Verluste. Der Rücksetzer des handelsgewichteten US-Dollar-Index in Höhe von 7,6 Prozent für März und April war die stärkste zweimonatige Abwertung des Greenbacks seit Juni 2002.
Während die Goldpreise ihren stärksten Jahresauftakt seit 2006 feierten, gaben die Notierungen der Ölsorten Brent und WTI aufgrund der Sorgen um die globale Konjunktur mehr als 15 Prozent nach. Zuletzt deuteten Äußerungen aus den USA und aus China auf gesteigerte Bemühungen zu einer Deeskalation des Handelskonflikts hin, was Ende April und Anfang Mai für einen zunehmenden Risikoappetit an den Märkten sorgte und den Aktienindizes leichten Rückenwind bescherte.
Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in den USA sank im April von 49,0 auf 48,7 Punkte und bleibt damit unter der Expansionsschwelle, was auf eine weiterhin abnehmende wirtschaftliche Aktivität hinweist. Auftragseingänge und Beschäftigung sind zwar leicht gestiegen, liegen aber mit 47,2 und 46,5 Punkten ebenfalls noch unterhalb der Expansionsschwelle. Die Komponenten Exportaufträge und Produktion verzeichneten deutliche Rückgänge und liegen nun bei 43,1 und 44,0 Punkten. Der Preisdruck nahm aufgrund der Zollstreitigkeiten leicht zu. Befragte betonten wiederholt, dass politische Unsicherheiten die Gewinnmargen gefährden. Selbst ein Nachlassen der Handelsspannungen dürfte die Auswirkungen auf Vertrauen und Konjunktur nicht vollständig beheben. Rückgängige Nachfrage und Produktion bei anhaltendem Personalabbau deuten auf ein langsameres Wirtschaftswachstum hin. In einem solchen Marktumfeld erscheint eine vorsichtige Portfolioaufstellung weiterhin ratsam.
Im Laufe der Woche, Berichtssaison
Mittwoch, USA | Zinsentscheid des Federal Open Market Committee. Die US-Notenbank dürfte ihren Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,5 Prozent belassen, dies trotz des anhaltenden Drucks aus dem Weißen Haus, die Zinsen zu senken. Sowohl US-Präsident Trump als auch Finanzminister Bessent hatten darauf hingewiesen, dass die Anleihemärkte eine Zinssenkung nahelegen würden. Die Fed sollte jedoch noch standhaft bleiben und zunächst weiterhin die Auswirkungen der US-Zoll- und Handelspolitik auf Inflation und Beschäftigung beobachten. Während die Inflation aufgrund der Zölle auf einem hohen Niveau verharren oder gar ansteigen dürfte, könnte ein sich verschlechternder Arbeitsmarkt die Fed mittelfristig dennoch zu Zinssenkungen bewegen.
Donnerstag
Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hält die Märkte weiter in Atem. Noch lässt sich nicht beziffern, wie hoch der Schaden für die Weltwirtschaft ausfällt. Verbraucher und Unternehmer werden vorsichtiger, das wirkt sich auch auf die Berichtssaison aus. Was das für Anleger bedeutet, analysiere ich in meinem Börsenpodcast mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Kleiner als ein Reiskorn, leichter als ein Regentropfen: Ein Team um Liwei Lin von der University of California hat den kleinsten Flugroboter der Welt entwickelt. Das insektengroße Gerät mit vier winzigen Rotorblättern kann schweben, die Richtung wechseln und sogar leichte Kollisionen in der Luft überstehen. Dabei besitzt es eine Spannweite von nur 9,4 Millimetern und wiegt gerade einmal 21 Milligramm. Zwei eingebaute Magneten, die über ein Magnetfeld gesteuert werden, setzen den Rotor in Bewegung. Bis das Fluggerät in der Praxis eingesetzt werden kann, müssen seine Konstrukteure allerdings noch etwas nachbessern: Bislang funktioniert es nur in einer Entfernung von bis zu zehn Zentimetern von seiner magnetischen Energiequelle.
Nehmen Sie die Dinge heute leicht.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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