PERSPEKTIVEN am Morgen
von Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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15. Juli 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Trump verschärft den Handelskurs gegenüber Südafrika, Silber erreicht infolge physischer Knappheit und starker ETF-Zuflüsse ein Mehr-Jahres-Hoch, und Kobalt verteuert sich wegen eines verlängerten Exportverbots im Kongo.
Trump verschärft Handelskurs gegenüber Südafrika
US-Präsident Donald Trump bestätigte in der vergangenen Woche den am 2. April angekündigten Zoll von 30 Prozent auf Importe aus Südafrika. In Verbindung mit den bereits bestehenden sektoralen Zöllen auf Autos und wichtige Industriemetalle dürfte der handelsgewichtete durchschnittliche Zollsatz damit ab dem 1. August bei knapp 18 Prozent liegen – deutlich höher als die rund 0,3 Prozent zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit. Die Marktreaktion fiel verhalten aus: Der FTSE/JSE All-Share Index handelt nur knapp ein Prozent unter dem zuvor am Donnerstag erreichten Allzeithoch.
Die Abhängigkeit der größten Volkswirtschaft Afrikas von Exporten in die USA ist mit rund einem Prozent der Wirtschaftsleistung überschaubar. Zudem dürfte die Notenbank bei einem Leitzins von 7,25 Prozent falls erforderlich genügend Spielraum für konjunkturstützende Zinssenkungen haben. Die Inflation bewegt sich seit vielen Monaten am unteren Ende des Zielkorridors von drei Prozent, während der Südafrikanische Rand zum US-Dollar im Jahresverlauf knapp fünf Prozent zugelegt hat. Gelingt es der südafrikanischen Regierung in den Verhandlungen mit den USA, die schlimmsten Folgen für ihre Exporteure zu lindern, könnte die nach wie vor moderat bewertete Börse in Johannesburg davon zusätzlich profitieren.
Silberrally nimmt Fahrt auf: Knappheit treibt Preise auf Mehr-Jahres-Hoch
Die Silberpreise sprangen innerhalb von drei Handelstagen um mehr als sieben Prozent auf über 39 US-Dollar je Feinunze – dies entspricht dem höchsten Niveau seit September 2011 und einem Anstieg um mehr als 35 Prozent seit Jahresbeginn. Die Gründe:
- Die monatlichen Kosten für das Leihen von Silber sind in London am Freitag auf etwa 4,5 Prozent pro Jahr gestiegen – normalerweise liegen sie nahe null Prozent. Dies deutet auf eine aktuelle Knappheit an physischem Silber hin. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Bestände in London auf einen historischen Tiefstand gefallen sind.
- Zuletzt kauften Anleger verstärkt börsengehandelte, mit physischem Silber besicherte Zertifikate. Allein am vergangenen Donnerstag stiegen diese Bestände um 1,1 Millionen Feinunzen.
- Das Verhältnis der Gold- zu den Silberpreisen ist zwar seit April von einem Hoch bei 107 auf etwa 90 gesunken. Es liegt damit aber immer noch auf einem historisch sehr hohen Niveau.
- Nachdem das im Juni erzielte 14-Jahres-Hoch durchbrochen war, kam es am Freitag zu Anschlusskäufen von Trendfolgern.
Silber handelt dennoch weiterhin weit von seinem Allzeithoch bei etwa 50 US-Dollar je Feinunze entfernt. Die steigende Verwendung in der Photovoltaik dürfte auch mittelfristig Rückenwind bedeuten.
Batteriemetalle 2025: Kobalt glänzt, Lithium verliert
Die Preise für Batteriemetalle entwickelten sich im Jahr 2025 unterschiedlich: Während sich Lithium im ersten Halbjahr deutlich verbilligte und Nickel seitwärts tendierte, verteuerte sich Kobalt seit Jahresbeginn um rund 84 Prozent. Auslöser war ein viermonatiges Exportverbot der Demokratischen Republik Kongo, das am 22. Februar in Kraft trat. Das Land fördert etwa drei Viertel des weltweit gehandelten Kobalts. Ende Juni verlängerte die Regierung das Exportverbot mit Verweis auf die weiterhin hohen Lagerbestände bis September. Diese Entscheidung ging über die Erwartungen der Marktteilnehmer hinaus, die lediglich mit einem zusätzlichen Monat und anschließenden Exportquoten gerechnet hatten. In der Folge stiegen die Kobaltpreise weiter. Sollte sich der Lagerbestand im weiteren Jahresverlauf abbauen, könnte der Preisdruck zunehmen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass überhöhte Preise die Hersteller dazu bewegen, auf Batterietechnologien ohne Kobalt umzusteigen. Das begrenzt das mittelfristige Aufwärtspotenzial des Metalls.
BUX auf Rekordkurs – Wirtschaft hinkt hinterher
Der ungarische Leitindex BUX hat seit Jahresbeginn fast 30 Prozent zugelegt. Während die Aktienmärkte ein positives Bild zeichnen, sieht die Wirtschaft im Vergleich dazu trübe aus. Die Wirtschaft kämpft mit einer hohen Inflationsrate von 4,6 Prozent im Juni, die Industrieproduktion ging im Mai um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück und sinkende Einzelhandelsumsätze deuten auf einen schwachen Binnenkonsum hin. Warum die Kurse trotzdem steigen? Investoren setzen darauf, dass das Land vom möglichen Aufschwung der deutschen Wirtschaft sowie von ausländischen Direktinvestitionen profitieren wird. Die Regierung hat im vergangenen Jahr ausländische Direktinvestitionen eingeworben und sich unter anderem zehn Milliarden Euro gesichert, mehr als die Hälfte davon aus China. Jedoch sind ungarische Aktien auch beliebt, weil sie mit einen Kurs-Buchwert-Verhältnis von 6,5 im Vergleich zu anderen europäischen Leitindizes günstig erscheinen.
Von TACO-Trades bis Tech-Rally: Märkte im Spannungsfeld der Politik
Rekorde an den US-Börsen, ein starker DAX, politische Unsicherheiten rund um Zölle und Lieferketten – das erste Halbjahr 2025 hatte viele Facetten. Doch was erwartet Anleger in den kommenden Monaten? Finanzjournalistin Jessica Schwarzer und ich sprechen über Chancen, Risiken und Kursfantasien – und darüber, warum sich ein Blick auf die zweite und dritte Börsenreihe lohnen könnte.
Zahl des Tages: 10
3I/ATLAS erscheint nur als kleiner Lichtpunkt auf den Spiegeln der größten Teleskope der Welt. Doch dieser Punkt wird gerade von Astronomen aufmerksam studiert. Denn 3I/ATLAS ist erst das dritte interstellare Objekt (ISO), das wir beobachten können – ein Besucher aus einem anderen Sonnensystem. Seit seiner Entdeckung Anfang Juli haben die Forscher schon einiges über den Kometen herausgefunden: Er ist vermutlich uralt, etwa zehn Kilometer groß und legt rund 60 Kilometer in der Sekunde zurück. Weitere Beobachtungen können von der Erde aus noch bis September gemacht werden. Dann verschwindet 3I/ATLAS hinter der Sonne und es heißt warten auf den nächsten Besucher. Der wird sich sicher einfinden: Einer Schätzung zufolge soll in unserer Galaxie die unfassbare Zahl von zehn hoch 26 interstellaren Objekten unterwegs sein.
Ich wünsche Ihnen einen aufmerksamen Tag.
Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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